Mit alten Tugenden in die neue Saison

Harald Schmidt (33) gibt wieder die Kommandos bei den Zweitliga-Baseballern.

Harald Schmidt (33) gibt wieder die Kommandos bei den Zweitliga-Baseballern.

2. Bundesliga startet am Sonntag
Zweimal nahmen die Baseballer vom TV 1861 Ingolstadt Anlauf, um die Hürde „Aufstieg in die 1. Bundesliga“ zu nehmen. Doch beide Male rissen die Schanzer die Latte und scheiterten unter dem aus Fürth geholten Trainer Chris Dresel. Einen dritten Versuch wird Dresel mit Ingolstadt nicht mehr wagen, der 29-Jährige hatte mehrere Angebote aus der ersten Liga vorliegen und entschied sich im Herbst für den Bundesligisten Haar Disciples. Das alleine wäre schon ein deutliches Zeichen für einen Umbruch in der Mannschaft, aber mit Lukas Steinlein, Stefan Müller (beide Haar), Andreas Lastinger (Mainz), Shawn Larry (Heidenheim), Philipp Adrian (Fürth) und Sascha Kremp (Karriereende) verlassen auch noch sechs Spieler den Verein – vier davon Richtung 1. Bundesliga.
Wichtigste Personalie war jedoch zunächst die des Trainers. Mit Sportdirektor Harald Schmidt fanden die Schanzer auch die passende Antwort in den eigenen Reihen. Der 33-Jährige führte die Ingolstädter 2005 in die 2. Bundesliga und etablierte diese dort 2006.
Frei nach dem Motto „Zurück zu alten Tugenden“ setzt der dialogorientierte Schmidt, anders als der Basta-Trainer Dresel, weniger auf den harten Konkurrenzkampf, sondern mehr auf den Teamgeist. Denn der Bundesliga-Kader war im letzten Jahr auf eine solche Stärke angeschwollen, so dass sich schnell ein Luxusproblem breit machte: zu viele unzufriedene Ersatzspieler. Die Abgänge sieht Schmidt deswegen mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Natürlich ist es schade, wenn man talentierte Spieler wie Steinlein, Lastinger oder Larry abgeben muss. Aber es steckt nach wie vor genügend Qualität und Potenzial in der Mannschaft.“ Auf teure Zukäufe von Spielern, zum Beispiel aus den USA, wurde weitestgehend verzichtet.
Die einzigen Neuzugänge kommen aus der eigenen, sehr erfolgreichen Jugend: Michael Wöhrl und Benedikt Grasberger (beide 15) zeigten in den Testspielen gute Ansätze und können sich Hoffnungen auf einige Einsätze in der 2. Bundesliga machen. Und mit dem erfahrenen Kubaner Lenin Santa Cruz (früher Erfurt) bekommt Schmidt eine weitere Option im Infield hinzu. Ansonsten vertraut der Wahl-Eichstätter auf die Truppe, mit der er 2006 den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga schaffte. „Das Team ist weitgehend zusammen geblieben und wurde mit jungen Nachwuchsspielern wie Matthias Wöhrl oder David Narvaez stark ergänzt.“ Gerade der 18-Jährige Matthias Wöhrl überraschte vergangene Saison mit seinen konstant guten Leistungen auf dem Werferhügel und stellt damit eine gleichwertige Pitcher-Alternative zu Marco Gennrich und Holger Koch dar. Mehr Kopfzerbrechen bereitet Schmidt aber die Lücke auf der Catcher-Position, die durch die Abgänge Müllers und Lastingers entstand. Wenn es am Sonntag bei den Neuenburg Atomics (Breisgau) zum ersten Punktspiel kommt, darf sich deshalb Alexander Rucker – an seinem 24. Geburtstag – große Hoffnungen auf einen Platz in der Startaufstellung machen.
Beim Bundesliga-Absteiger treten die Schanzer auch nicht mehr mit der lähmend hohen Erwartungshaltung an, unbedingt den Aufstieg erzwingen zu müssen. Vorrangiges Saisonziel ist es, nichts mit den Abstiegsrängen zu tun zu haben. In Neuenburg, vielleicht das stärkste Team in der Liga, wären die Schanzer deshalb auch mit einem Sieg sehr zufrieden. Das Heimspieldebüt ist am Ostermontag gegen den Aufsteiger aus Freising.