Jugend wird überraschend Deutscher Vizemeister

Schanzer mit größtem Vereinserfolg im Nachwuchsbereich
Nach der Pflicht kommt die Kür, dachte sich anscheinend die Jugendmannschaft der Baseballer vom TV 1861 Ingolstadt. Denn nach dem Gewinn der Bayerischen Meisterschaft, die die favorisierten Schanzer Ende Juli an die Donau holten, folgte am Wochenende das Turnier um die Deutschen Meisterschaft in Baldham (Vaterstatten) und Haar. Im Kampf der Landesmeister setzten sich die Ingolstädter sensationell als zweitbestes Team durch und holten damit auch den Pokal des deutschen Vizemeisters auf die Schanz. Nur dem Hessenmeister Erbach musste das Team der beiden Trainer Stefan Müller und Gregor Piehler den Vortritt lassen.
„Unglaublich, was meine Spieler an diesem Wochenende geleistet haben“, zeigte sich Müller auch sehr zufrieden. „Nach dem schwachen Start ins Turnier hätte ich damit nicht mehr gerechnet“.
Denn der Plan, mit einem Sieg gegen den vermeintlichen Underdog Bremen zu beginnen, misslang. Ohne Biss am Schlag und aufgrund haarsträubender Lauffehler verloren die Schanzer verdient mit 1:5 gegen die Hanseaten.
Das zweite Gruppenspiel war noch ernüchternder. Die Mainz Athletics, eine feste Größe im Nachwuchsbaseball, deklassierten die Schanzer mit 2:13 deutlich.
Aber Trainer Müller verfolgte ohnehin schon eine andere Strategie, weshalb die Trauer um das Spiel gegen Mainz nicht lange währte. Denn trotz der beiden Niederlagen bestand noch eine kleine Chance mit einem deutlichen Sieg gegen die Schriesheim Raubritter (Meister Baden-Württemberg) als Gruppenzweiter hinter Mainz ins Halbfinale einzuziehen. Müller bot deshalb den Jugendnationalwerfer Philipp Adrian gegen Schriesheim auf und bewies damit ein glückliches Händchen. Denn Adrian hielt seiner Offensive mit harten Würfen den Rücken frei. Der in den ersten beiden Spielen blasse Angriff erwachte endlich: Angeführt vom emsigen Michael Wöhrl legten Philipp Adrian, Marvin Schultze und David Lievre mit satten Schlagen nach und erspielten schnell eine 7:1-Führung. Für das Weiterkommen mussten acht Punkte erzielt werden, was Wöhrl im vierten Durchgang nach einem furiosen Lauf um die Bases auch gelang. Doch weil die Raubritter nicht mehr als drei Punkte erzielen durften, wurde es noch mal spannend als Werfer Adrian etwas schwächelte und die Raubritter auf 3:8 herankommen ließ. Das befreiende letzte Aus erzielte jedoch kurz darauf sein Bruder Tobias Adrian mit seinem Wurf an das zweite Base.
Das Halbfinale am Sonntag war damit erreicht und die Jugendmannschaft (unter 15 Jahre) witterte Morgenluft als die Neuigkeit sich verbreitete, dass der Turnierfavorit Solingen von Berlin rausgeworfen wurde. Gegen die Hauptstädter lagen die Schanzer zwar schnell mit 0:2 zurück, doch als ein überzeugend spielender Michael Wöhrl zur Aufholjagd bließ, ließen sich Philipp Adrian und David Lievre nicht lange bitten und glichen zum 2:2 aus. Die Schanzer setzten nach und holten im Folgedurchgang die Führung mit 7:3. Für seinen zwei Jahre jüngeren Bruder Tobias übernahm erneut der 15-Jährige Philipp Adrian als Werfer und wie schon am Vortag bewies der Rechtshänder seine Klasse. Obwohl die Berliner noch auf 5:7 verkürzten, blieb Adrian locker und machte den Sack mit drei Strikeouts erfolgreich zu.
Der Jubel war nicht nur bei den mitgereisten Fans groß. Auch Trainer Gregor Piehler hatte ein Lob für seine Spieler übrig: „Die Kinder haben an ihrem Limit gespielt und das Optimale aus sich herausgeholt.“
Im Finale wartete dann der hessische Meister, die Erbach Grasshoppers. „Ich musste im Halbfinale gegen Berlin schon meine letzten Trümpfe ziehen“, schätzte Müller jedoch schon vor dem Spiel die Chancen der Schanzer äußerst gering ein. Weil seine drei Werfer Michael Wöhrl, Philipp und Tobias Adrian bereits an ihre Belastungsgrenze gehen mussten, verzichtete Müller auf den Einsatz einer seiner drei Top-Werfer von Beginn an, um einer Verletzung vorzubeugen. Die Vertreter Marvin Schultze und David Lievre bemühten sich zwar, doch sie konnten nicht verhindern, dass die Grasshoppers schon nach dem ersten Durchgang uneinholbar mit 9:0 davonzogen. Diese Hypothek war für die Schanzer Offensive zu hoch, weshalb am Ende Erbach verdient mit 17:5 ein schwaches Finalspiel für sich entschied.
Mit dem Titel des Deutschen Vizemeisters verzeichnen die Ingolstädter trotz der Finalniederlage ihren größten Erfolg im Nachwuchsbereich. „Damit hat keiner gerechnet, erst recht nicht nach den beiden Auftaktniederlagen“, kommentierte ein glücklicher Abteilungsleiter Matthias Rucker den Erfolg des Ingolstädter Jugendteams. „Das krönt unsere Nachwuchsarbeit der letzten Jahre und motiviert uns für die kommenden Spielzeiten.“
Es spielten: Adrian Philipp, Adrian Tobias, Amon Pascal, Amon Philipp, Bjelic Nikola, Lievre David, Narvaez Daniel, Peter Benjamin, Roithmaier Yannic, Schülter Sindy, Schultze Marvin, Treffer Thomas, Wöhrl Michael
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